Bei mir ist es etwas länger geworden
Roth Wochenende
Mit ziemlich gemischten Gefühlen bin ich am Mittwoch in Richtung Roth aufgebrochen. Am Heuberg angekommen habe ich erst mal die Zelte für alle aufgebaut und versucht abzuschalten. Von einem Freund habe ich eine SMS mit dem Inhalt „locker bleiben“ bekommen und das sollte mein Leitspruch fürs Wochenende werden.
Donnerstag erst mal noch bisschen geradelt und es fühlte richtig gut an, nicht mehr die schweren Beine der langen Trainingsausfahrten zu haben. Anschließend noch etwas am Kanal gelaufen und dabei bin ich dann am Kreuz des verstorbenen Staffelschwimmers vorbeigekommen. Das er den gleichen Namen hat wie ich wusste ich ja, aber das er auch noch einen Tag nach mir Geburtstag hat, fand ich schon erschreckend. Eine Weile habe ich mich dort ans Ufer gesetzt und erst da ist mir so richtig klar geworden, was hier passiert ist.
Anschließend bin ich noch nach Roth gefahren und habe dort schon mal die Startunterlagen abgeholt und auch noch die letzten Dinge, die man so braucht auf der Messe besorgt.
Freitag morgen waren wir dann Schwimmen im Kanal, verwöhnt durch den Fühli fand ich die Sicht ziemlich schlecht aber die Wassertemperatur war schon ziemlich warm. Aber mit Neo für mich zumindest noch nicht zu warm. Anschließend Frühstück in der „Stadt“ und da merkte ich schon, das mein Fußgelenk leicht anschwoll. Irgendetwas hatte mich gestochen. War aber noch nicht so schlimm und getreu der Devise „locker bleiben“ habe ich in der Apotheke Fenistil geholt und eingeschmiert. Im Laufe des Tages wurde der Fuß aber immer dicker und auf anraten vom Maultäschle
habe ich mir noch ein Antihistaminikum in der Apotheke besorgt.
Abends ging es auf die Pasta Party, die mir allerdings gar nicht gefiel. Im Zelt war es einfach nur heiß und laut, so dass ich mich lieber mit Flow und Ilka vor die Stadthalle verzogen habe. Irgendwann kam dann auch die Mitteilung, das mein Supporterteam nach 7,5 h Fahrt endlich angekommen war und ich war froh, als wir dann zurück gefahren sind.
Am Samstag morgen dann der Schreck, der Fuß war noch mal dicker geworden. Die Marschrute „Locker bleiben“ funktionierte dann kurzzeitig nicht mehr. Wolfgang schlägt vor, ins Krankenhaus zu fahren um alle Möglichkeiten auszunutzen. Also auf geht’s. Nach 2 Stunden Wartezeit eröffnet der Arzt mir, das der Fuß bis morgen nicht abgeschwollen sein wird und das er mir nicht dazu raten kann, einen Marathon zu laufen. Als er kurz raus geht, hätte ich erst mal losheulen können. Beim zurückkommen sagt er aber auch das nichts passieren wird, wenn ich trotzdem laufe, das er als Arzt es nicht empfehlen darf und das es aber letztlich meine Entscheidung sei. Er gibt mir ein stärkeres Antihistaminikum mit. Damit steht fest, es wird auf jeden Fall probiert.
Zurück am Heuberg wird erst mal gekühlt, netterweise wurde ich von der Küche immer gut mit Eiswürfeln versorgt. Das Rad musste aber auch noch eingecheckt werden. Und ganz entgegen des Plans das Rad frühzeitig abzugeben und in der Wechselzone noch etwas die Atmosphäre aufzunehmen, war es dann schon 17.45 Uhr bis ich beim Bike Check In stand. Anschließend noch was gegessen, dann ein „richtiges“ Bier getrunken und gegen halb elf ins Bett. Richtige Nervosität konnte bis dahin noch gar nicht aufkommen.
Morgens war der Fuß noch nicht richtig abgeschwollen aber schon deutlich dünner. Ich habe mich dann einfach auf die Dinge konzentriert, die in dem Moment zu tun sind und nicht darüber nachgedacht was auf mich zukommen wird im Laufe des Tages. Diese Ahnungslosigkeit als Rookie ist doch auch ein tolles Gefühl, das sich jetzt leider nie wieder herstellen lässt.
Als es dann zum Schwimmstart geht, bin ich doch etwas zu locker, ich habe ihn glatt verpasst! Bis der Anzug gerichtet war und die Brille richtig sitzt, fällt auf dem Weg zur Startlinie bereits der Startschuss. Auch gut, so gab es gar keine letzte Nervosität! 30 sec. kostet mich dieses Missgeschick und ich denke mir, das es auch egal ist, dann räume ich halt das Feld von hinten auf! Das Schwimmen genieße ich sehr. Die Sonne scheint und die Sicht ist besser als am Freitag. Auf dem Rückweg macht Wolfgang mich unter den Schwimmern aus und ruft mir zu! Viel zu schnell ist dann schon der Ausstieg erreicht und mit der Zeit von 1:10 Std. bin ich in Anbetracht der Vorbereitung sehr zufrieden. Beim Wechsel lasse ich mir etwas Zeit, ich will auf jeden Fall Hektik vermeiden. Lieber etwas langsamer, dafür konzentrierter und nichts vergessen.
Auf dem Rad lasse ich es erst mal langsam angehen. Auf gar keinen Fall will ich mich auf den ersten Kilometern abschießen. Es ist natürlich nicht einfach, das eigene Tempo noch etwas langsamer zu fahren, wenn die nachfolgenden Startgruppen an einem vorbei jagen. So werde ich erst mal nur überholt. Aber egal Ihr wisst ja schon „locker bleiben“. Der Solarer Berg kommt endlich und ich habe Tränen in den Augen beim Hochfahren. Das ist echt der Hammer! Vor mir tritt eine Frau im dicken Gang hoch und kommt dabei kaum von der Stelle. Vielleicht hat sie Probleme mit der Schaltung, ich jedenfalls lege den kleinsten Gang ein und freue mich darüber die Stimmung so aufsaugen zu können.
Auf dem Weg zur 2. Runde schaue ich zum ersten mal auf den Tacho 3:02 für die erste Runde, ja passt, so kann's weiter gehen. Auf der 2. Runde sehe ich dann auch endlich die verschiedenen Bilder, die Wolfgang und Inga auf der Strecke verteilt haben. Bespickt waren sie sie mit netten Kommentaren. Total schöne Idee!
Die 2. Runde läuft ähnlich ab, wie die erste. Irgendwann merkt man halt den Rücken und den Hintern, aber alles nichts ernstes. Wieder an der Brücke am Heuberg angekommen zeigt der Tacho 5:58 Std. also alles klasse! Soweit bin ich zufrieden mit mir! 5 Km vor dem Wechsel meldet sich der Fuß zu Wort. Ich erlaube ihm aber nicht, mich zum Zweifeln zu bringen. Jetzt habe ich ihn so lange nicht gemerkt, dann kann das jetzt nur noch Kopfsache sein. Ich werde jetzt gleich locker loslaufen und nichts merken!
Tja das mit dem locker loslaufen habe ich schon in keiner Koppeleinheit hinbekommen. Das war eine meiner größten Sorgen, das ich es beim Laufen nicht schaffe, das Tempo zu kontrollieren und am Anfang viel zu schnell bin. Angefühlt hat es sich absolut schneckenmäßig, aber am Anfang war ich deutlich zu schnell. Egal, et hät ja noch mal jut jegange! So laufe ich immer von einer Verpflegungsstation zur nächsten. Bei jeder gehe ich vorbei und nehme mir in Ruhe was zu trinken und hin und wieder ein Gel. Der arme Icey trifft mich ausgerechnet an einer der Stationen und animiert mich die ganze Zeit zum Weiterlaufen, dabei will ich doch nur mal in Ruhe was trinken. So gehen die Km dahin und beim ersten Wendepunkt starte ich den ersten Versuch auszurechnen, wie schnell ich im Ziel sein könnte. Bevor ich zum Ergebnis komme stoppe ich mich, denn ich will ja nur ankommen und anschließend noch ordentlich feiern, die Zeit ist ja völlig egal.
Bei Km 20 kommt mir Wolfgang entgegen und erklärt mir, das ich zu schnell bin. Schließlich würde ich genauso schnell laufen wie die 10km Trainingsläufe. Worauf ich ihm erkläre, das wir dann eben im Training zu schnell sind!
Ich verrate ihm aber nicht, das ich selbst auch einen Wahnsinns Respekt habe vor dem Abschnitt, der jetzt kommt. Fühle mich aber noch gut und weiter bremsen geht irgendwie nicht und so laufe ich halt weiter. Km 25, geht vorbei, Km 30 wird kurz gefeiert, denn was soll jetzt noch passieren, jetzt geht’s schließlich zurück! An der Lände treffe ich noch das Maultäschle, La_gune, Danja und Icey, schön das ihr da wart, und bin jetzt schon überglücklich über das was ich geschafft habe. Bis hierhin sind meine Erwartungen ans Laufen und sowieso die Endzeit schon weit übertroffen. Im Wald nach Roth treffe ich noch kurz die Ente und dann lasse ich mir in Roth noch mal ein wenig Zeit. Inga steht am letzten Km und läuft ihn mit mir. Ich freue mich sehr darüber, am Zieleinlauf steht Robert und würde gerne mitlaufen. Na klar, wenn irgendjemand fragt, dann ist er eben mein Sohn und darf mit. Immerhin hat er auch einen anstrengenden Tag hinter sich!
Im Ziel bekomme ich das Strahlen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Es ist einfach der Knaller. Alles lief rund. Der ganze Tag war eben geprägt von „locker bleiben“ und das hat sich absolut ausgezahlt!
Ach so und vor der Dusche ziehe ich die Schuhe aus und stelle fest, das der Fuß wieder ganz normal ist!
Kein Wunder das ich das Gefühl hatte, das der Schuh so schlappt!
Und jetzt? Ich weiß es nicht. Vielleicht klaue ich mir Carolinchens Signatur und schwebe erst mal im Rother Triathlonhimmel. Was als nächstes ansteht – keine Ahnung! Ich bin erst mal happy!
Herzlichen Glückwunsch an alle anderen Finisher, schön das alle im Ziel angekommen sind!