Ich kann ja mal mit dem ersten Bericht anfangen (falls ich schnell genug bin)
Ich habe ja gnadenlos tiefgestapelt und war mir sicher, dass das ein ganz fieses Rennen würde. Im Kraichgau habe ich gemerkt, dass ich überhaupt keinen Bock hatte, solche Wettkämpfe zu machen, also wenig Motivation, mich über die lange Distanz zu quälen. Von den Trainingsumfängen hatte ich mehr Schwimm-km, mehr Rad-km und weniger Lauf-km, als im letzten Jahr. Längster Lauf war einmal 30km, ansonsten drei oder vier 25er, sonst alles darunter. Gekoppelt habe ich genau dreimal: einmal 66-8, dann noch 61-14 (Kraichgau) und 20-5 (Fritzlar)
Taktik für dieses Jahr lautete: Beim Schwimmen 10 min schneller, als im letzten Jahr, die dafür beim Rad oben drauf packen und dadurch evtl. entspannter auf die Laufstrecke gehen und evtl. 4:30 packen.
Vor dem Wettkampf konnte ich super gut schlafen. Habe weder die Nachbarn gehört, die wohl bis 1 Uhr nachts gefeiert haben, noch vb_man, der mit seiner nervösen Blase nachts raus musste. Einzig von so 'ner blöden Mücke bin ich wach geworden. Die hat mir eine Stunde Schlaf geraubt, bis ich auch zu dieser Gegenwehr zu müde war und wieder eingeschlafen bin. Hab sie dann am nächsten Morgen erwischt. Die war so vollgesaugt, dass sie nicht mehr fliegen konnte
Um 4:45 aufgestanden, nachdem der Wecker um 4:15 geklingelt hat, ein paar Toasts mit Nutella eingedreht, Sachen gepackt und auf zum Start. Dort die üblichen Verdächtigen getroffen, umgezogen, und ein wenig dummes Zeug gequatscht. Kein bisschen nervös gewesen und in dem Moment auch nur ans Schwimmen gedacht. Mit dem Wettkampf im ganzen habe ich mich erst gar nicht auseinandergesetzt, sondern immer nur an die nächste Disziplin gedacht.
Um 7:05 war mein Start und da wir um 7:00 immer noch zusammen standen und geredet haben, dachte ich, dass es vielleicht mal Zeit wäre, zum Start zu gehen. Erst da merke ich, dass QRoo und chick 'ne ganz andere Badekappe haben und erst später los müssen. Kein Wunder, dass die die Ruhe weghatten. Wobei QRoo so zittrige Hände hatte, dass er schon Probleme mit seiner Schwimmbrille bekommen hat
Bin dann ziemlich gehetzt durch die nächste Startgruppe hindurch Richtung Schwimmstart - und als ich so im Wasser Richtung Startlinie schwimme, sehe ich, dass der Start schon erfolgt ist.
Also Stoppuhr gedrückt und hinterher. Immer schön am Ufer entlang geschwommen und da ich 2er Zug mache, Atmung rechts, konnte ich mich immer prima orientieren. Schön ist es auch, dass man das Ufer vorbeiziehen sieht. Das gibt einem gleich das Gefühl, dass man tatsächlich vorwärts kommt. An der Wende auf die Uhr geguckt und festgestellt, dass ich mit 28 min für die 1440 Meter für meine Verhältnisse ganz gut in der Zeit liege. Dann wurds kurz etwas ungemütlich, weil jetzt einige Leute aus der nächsten Startgruppe dazu kamen, aber im großen und ganzen war es gut zu schwimmen.
Nach 1:17 bin ich dann aus dem Wasser und damit 8min schneller, als im letzten Jahr
Jetzt konnte ich mich also mental mit dem Radfahren befassen. Ich konnte mich daran erinnern, dass ich im letzten Jahr total euphorisch auf das Rad gestiegen bin und erstmal alles in Grund und Boden gefahren habe (bevor die Vernunft einsetzte). Diesmal war das Gefühl eher, wie einem normalen Wald- und Wiesentriathlon. Keine Euphorie, sondern eher das Gefühl "OK, jetzt fährste 180km" Das Radfahren ging aber so zäh, dass ich mir große Sorgen gemacht habe, ob das überhaupt was wird. Dazu kam, dass ich ständig überholt wurde. Sowas passiert mir normalerweise nicht. Ich komme ja schon immer so spät aus dem Wasser, dass hinter mir nur noch die ganzen Oberkrampen kommen. Hier war zum einen wohl das Feld besser besetzt, zum anderen kamen ja auch noch die guten Leute aus den späteren Startgruppen. Während ich auf dem Auflieger lag und drückte wie blöd, fuhren Leute an mir vorbei, die Oberlenker fuhren
Ich war fest davon überzeugt, dass meine Bremse schleifen würde und habe diese dann erstmal aufgemacht. Ich bildete mir auch gleich ein, dass ich jetzt schneller würde.
Nach ca. 20km fuhr ich dann auf QRoo auf, der ja immerhin zwei Gruppen, also 10min nach mir gestartet war. Gerade als sich ein nettes Pläuschchen entwickeln wollte, kam allerdings der einzige Kampfrichter, den ich auf der ersten Runde gesehen habe und hat mich ermahnt, ich solle nicht zu zweit nebeneinander fahren. Er hat ja Recht.....
Also weiter und gegen den fiesen Wind angekämpft. An jeder Verpflegungsstation eine Flasche Iso eingepackt, die ich auch bis zur nächsten Station restlos geleert habe. Schmeckte gar nicht mal soo übel das Zeugs. Von den Riegeln habe ich auch mal probiert. Waren auch ganz OK.
Meine Taktik hatte ich zwischenzeitlich über den Haufen geworfen. Eigentlich wollte ich ja mit nicht ganz so viel Druck fahren, da aber ständig der Wind ging und ich meine Zeit bedrohlich in den Keller sinken sah, bin ich doch größtenteils volle Presse gefahren. Trotzdem bin ich nicht an einen 32er Schnitt herangekommen.
Wenn man vom Radsplitt spricht, muss man wohl auch was zum Solarer Berg sagen. Berg ist vielleicht schonmal etwas missverständlich. Es handelt sich vielmehr um eine leichte Steigung und entsprechend kurz ist das Vergnügen, durch die Menge zu fahren. Ich finde es ja eigentlich ganz nett, wenn begeisterte Zuschauermengen an der Strecke stehen. Wenn die allerdings nur eine Gasse lassen, wo gerade eben ganz knapp ein Radler passt und dieser Radler vor einem fährt und eine Rekom-Trainingsfahrt bestreitet, dann finde ich das nicht so toll. Und wenn einem dann noch aus nächster Nähe ins Ohr getrötet wird, ist Schluß mit Lustig. Vielleicht hätte ich es ja besser gefunden, wenn ich mich nicht die ganze Zeit über diesen Drecks-Wind geärgert hätte, aber so war ich eben ziemlich angefressen.
Auf der zweiten Radrunde fingen dann die Oberschenkel an, ziemlich zu brennen. Außerdem bekam ich Schmerzen im rechten Knie, so dass ich nicht mehr im Wiegetritt fahren konnte. Ich befürchtete schon das Schlimmste für die Laufstrecke. Auf der Abfahrt vom Kavallerienberg in den Serpentinen bin ich dann auf Drag gestoßen, dem es anscheinend noch um einiges schlechter ging. Kurz miteinander geplaudert und weiter die Abfahrt runter. Irgendeinen Vorteil musste es ja schließlich haben, dass ich dieses Jahr fünf Kilo mehr habe als letztes Jahr (alles Muskeln

)
Die letzten 10km habe ich dann etwas ruhiger angehen lassen. Was mir noch gestunken hat und ich nicht so recht verstehe, warum in Hilpoltstein Autoverkehr auf unserer Straßenseite gerollt ist (den wir überholen mussten) und warum die Deppen von der Feuerwehr mit ihrem 50 Jahre alten Magirus Diesel auf die Radstrecke fahren und 'nen Burnout vor meiner Nase machen, dass ich zeitweilig im Blindflug fahren musste und mir ernsthafte Sorgen um meine Gesundheit gemacht habe
An der Wechselzone angekommen, zeigte der Tacho 177,5km und die Uhr 5:38. Also zehn Minuten langsamer gegenüber dem Vorjahr bei kürzerer Strecke
Der Wechsel aufs Laufen hat reibungslos geklappt. Habe mich noch mit Melkfett eingerieben und habe mir von einer Helferin den Rücken und die Schultern mit Sonnencreme einreiben lassen. Dann rauf auf die Laufstrecke und - oh Wunder - keine Magenschmerzen, wie ich sie sonst
immer nach dem Wechsel habe. Vielleicht war ja das Iso-Zeugs genau richtig für mich.
Den ersten Kilometer gehts bergab und dementsprechend steht eine 4:30 auf der Stoppuhr. Also Tempo rausnehmen. 4:59 für den nächsten Kilometer. Immer noch zu schnell. Aber ich fühle mich total klasse und möchte eigentlich so weiter laufen. Die Emu-Fangemeinde, die mich bei der Verpflegungsstelle anfeuert, habe ich irgendwie gar nicht wahrgenommen - vielleicht war ich zu schnell

Dafür hat Linus laut genug gerufen und kurz darauf war auch t-o-t auf dem Fahrrad an meiner Seite. t-o-t ist noch bis zum Kanal mitgefahren und hat mich dann alleine weiterlaufen lassen.
Da ich von alleine das Tempo nicht gedrosselt gekriegt habe, hab ich mich an einen älteren Läufer geklemmt und ihm gesagt, dass ich jetzt 'ne Weile mit ihm laufen würde. Er hat mich nur sichtlich irritiert angesehen
Mir wars dann auch zu langsam, so dass ich weiter bin. Mit der Zeit bin ich dann aber doch langsamer geworden und habe den 6er Schnitt gefunden, den ich eigentlich angepeilt hatte. Am nördlichen Wendepunkt machte mir allerdings die Hitze ganz schön zu schaffen und ich befürchtete schon, dass es jetzt ziemlich heftig für mich wird. Anja und drullse noch getroffen und dann wieder zurück Richtung Süden. Beim Überqueren der Schleuse höre ich noch, wie der Sprecher den Namen von QRoo ausruft. Also ist er ca. 4km hinter mir. Kurz darauf kommt mir Drag entgegen, der einen ziemlich flotten Eindruck macht. Lag aber vielleicht daran, dass ich gerade bergauf laufen musste, während er bergab lief. Den Vorsprung wollte ich auf alle Fälle irgendwie halten. Und was auf dem Papier elendig öde aussieht, nämlich die lange gerade Strecke am Kanal entlang, ist in der Praxis gar nicht so öde. Eigentlich kann man dort ganz gut laufen und langweilig wird es auch nicht, da einem ja auch dauernd Läufer entgegen kommen.
Was allerdings auch hier sehr ärgerlich ist, sind die vielen Radfahrer, die noch zusätzlich auf dem einen Meter breiten Weg rumfahren und auch noch klingeln, statt anzuhalten, wenn man selbst jemanden überholen möchte.
Ich bin meinen 6er Schnitt weitergelaufen und bin an jeder Verpflegungsstation stehen geblieben, um in Ruhe zu trinken. Anfangs hatte ich noch einen Becher Iso, einen Becher Wasser getrunken. Zwischenzeitlich habe ich dann noch Cola dazu genommen, letztlich habe ich nur noch Cola, Wasser getrunken und bin damit bestens klar gekommen. So habe ich die Kilometer langsam runtergezählt, wobei ich den Marathon sowieso immer nur mit 40km rechne. Das hat den Vorteil, dass ich schon nach einem Kilometer sagen kann "jetzt nur noch 39

)
Die letzten zwei Kilometer sind sowieso geschenkt, wenn man erstmal so weit gekommen ist - also passt das schon mit den 40
An der südlichen Wendemarke habe ich dann wieder Anja und drullse getroffen, bin kurz stehen geblieben, ein bisschen gelabert und dann wieder weiter. Kurz darauf wieder QRoo gesehen, der mir entgegen kam. Kurz gerechnet und festgestellt, dass er mich a) wohl nicht mehr einholt und b) weit genug zurück ist, nicht besser zu sein
200m dahinter stand pmp auf der Kanalbrücke. Auch ihn gegrüßt, meine Siegessicherheit noch per hochgestrecktem Daumen signalisiert und weiter. Kurz darauf kam mir Chick entgegen, gefolgt von Drag, der jetzt schon nicht mehr ganz so geschmeidig aussah. Ich bin weiterhin meinen 6er Schnitt gelaufen und war gut drauf. Was meine Zeit anging, hatte ich mich damit abgefunden, dass ich die 11:15 nicht packen würde, vorausgesetzt ich laufe in der Geschwindigkeit weiter. Das linke Knie schmerzte hin und wieder, aber ich habe ihm permanent gut zugeredet, einfach mal weiter zu machen und jetzt nicht die Sache zu vermasseln.
Als es wieder vom Kanal weg ging - ich glaube, es war Kilometer 37 - kam mir vb_man entgegen, der mir noch zur Belustigung der Umstehenden zurief, dass er mich noch einholen würde.
Beim Stoppen des nächsten Kilometers dachte ich erst noch, dass das Kilometerschild falsch steht, weil ich nur 4:55 gebraucht habe. Das wollte ich jetzt genauer wissen und lief in der Geschwindigkeit weiter. Der nächste Kilometer war dann in 4:45 vorbei und jetzt merkte ich, dass ich die 11:15 doch noch packen kann. Also letzte Verpflegungsstation ausgelassen und weiter aufs Tempo gedrückt. 4:35 für den nächsten Kilometer waren phänomenal und so bin ich auch weitergelaufen bis die Zeit im Ziel 11:09 anzeigte. Das hätte ich niemals für möglich gehalten, dass ich noch eine Greiff'sche Endbeschleunigung in der Langdistanz hinkriegen würde.
Im Ziel habe ich mir erstmal ein alkfreies Hefeweizen eingedreht, gefolgt von einer Massage und zwei weiteren Hefeweizen
Da die Duschen total übervölkert waren, sind wir dann wieder zurück nach Emuhausen - und weil der Bus erst in einer halben Stunde gefahren wäre und ich die 180km noch nicht voll hatte, bin ich mit dem Rad zurück. Endlich ohne Gegenwind fahren
Abends dann noch den Beweis erbracht, dass vier Hefweizen (mit Alkohol) noch locker reinpassen. Um 1:15 dann ins Bett und tief und fest geschlafen
Fazit:
+ Kanalschwimmen ist geil, schon wegen der Orientierung
+ am Kanal laufen ist auch OK
+ Emuhausen ist unschlagbar, ich habe mich total wohl gefühlt
+ über die letzten Marathon-km werde ich noch oft nachdenken
- Autos auf der Radstrecke
- Radfahrer auf der Laufstrecke
- der Zieleinlauf kann mit Frankfurt einfach nicht mithalten
- zu wenig Duschen im Ziel
Aber ich kann jetzt schon sagen, dass das bestimmt nicht meine letzte Langdistanz war.
