sport.ARD.de Liveticker:
10:45
Hallo Rad-Fans, um 11.00 Uhr soll die Presseerklärung von Jan Ullrich beginnen. Die Spekulationen sind natürlich schon ins Kraut geschossen. Was wird es heute geben? Eine Dopingbeichte? Eine weitere Unschuldsbeteuerung? Alles scheint möglich.
10:48
Im Hamburger Hotel Intercontinental deutet vieles darauf hin, dass Ullrich tatsächlich ein neues Engagement beim österreichischen Zweitdivisionärsteam Volksbank beginnt. Jedenfalls hängt hier als Dekoration ein Volksbank-Trikot neben Ullrichs Nationalmannschafts-, Telekom- und Bianchi-Shirts.
10:52
In dem Hamburger Hotel ist ein ungeheurer Auftrieb von Medienvertretern zu sehen. Es sind mehr als ein Dutzend Fernsehkameras aufgebaut, über 100 Medienvertreter drängeln sich vor der kleinen Bühne, hinter der ein Bild vom strahlenden Ullrich im Gelben Trikot der Tour de France hängt.
10:55
Die große Frage ist, ob Jan Ullrich heute Fakten und Details zur Aufklärung des Doping-Skandals vor der letzten Tour de France beiträgt. Oder wird er weiter die Politik des passiven Widerstands betreiben, indem er einfach nichts zur Sache sagt? Alle Radsportfreunde jedenfalls hoffen darauf, dass Ullrich endlich reinen Tisch macht.
10:58
Noch einmal die Fakten zur Fuentes-Affäre, die Ullrich vor der Tour 2006 zum Verhängnis wurde: Die spanische Polizei hatte den Ring um den mutmaßlichen Dopingarzt Fuentes im Mai 2006 zerschlagen. Im Zuge der folgenden Ermittlungen tauchten Indizien gegen 51 Radprofis, darunter Ullrich, auf. Deshalb wurde dem gebürtigen Rostocker und acht weiteren Profis der Start zur Tour de France im Vorjahr verweigert. Fast alle 51 Verdächtigen, auch Giro-Gewinner Ivan Basso, fahren inzwischen wieder Rennen. Ullrich ist der einzige von ihnen, dem neben einem Sportgerichtsverfahren des Schweizer Verbandes ein Strafgerichts- Prozess droht. Auch deshalb tat sich der 33-Jährige bisher so schwer, einen neuen Arbeitgeber zu finden. Ullrich leugnete Doping und Fuentes überhaupt zu kennen.
10:59
Jan Ullrich hat die Bühne betreten.
11:00
Er sieht ganz fit aus. Kein auffälliges Übergewicht, schickes Sacko über weißem Hemd. Neben ihm Michael Lang, sein persönlicher Pressesprecher.
11:00
Etwas unsicher lächelt er vom Podium herab.
11:01
Jetzt ergreift er das Wort. Begrüßt alle. Er freut sich über die große Aufmerksamkeit.
11:02
Etwas aggressiv meint er, sich nicht über alle Anwesenden zu freuen. "Einige von euch sind hier heute nur geduldet", sagt er.
11:02
Er begrüßt ein paar Gäste namentlich. Unter anderem Peter Becker und Peter Sager, seine beiden Entdecker aus Jugendzeiten.
11:03
Begrüßt werden auch ganz besonders die Vertreter des Teams Volksbank aus Österreich.
11:03
Zunächst einmal betont er, dass er seine eigenen Gedanken vortragen wird, nicht irgendwelche gesteuerten Infos aus dem Umfeld.
11:05
Ullrich lässt den 30.06.06 Revue passieren - den Tag des Ausschlusses von der Tour de France. Er sei in einer guten Verfassung angereist und voll motiviert.
11:05
Gerade, als er in seinem Zimmer auf der Rolle trainierte, habe er die Nachricht bekommen, ausgeschlossen zu sein. Er habe gedacht, das sein nur ein böser Traum. Seine Sportlerwelt sei für ihn zusammengebrochen.
11:06
Es sei ein Riesenschock gewesen, den er auch heute noch nicht ganz verkraftet habe. Ruhelos sei er ums Haus gelaufen, habe viele hundert Runden in seinem Pool geschwommen. Wie es zu dem Ausschluss habe kommen können, könne er sich heute noch nicht erklären.
11:08
Enttäuscht sei er von den Verbänden. Vom Radsport-Weltverband, vom Schweizer und deutschen Verband. Er klagt den Schweizer Verband an, keine Beweise zu liefern gegen die Anschuldigungen, die gegen ihn erhoben würden.
11:09
Nach wie vor sei kein Verfahren gegen ihn eröffnet und er könne ja eigentlich wieder Rad fahren. Die anderen Betroffenen dürfen wieder fahren, er nicht.
11:10
Seiner Meinung nach geht es auch in Spanien drunter und drüber. Die Berichte seien mittlerweile verfälscht worden, gegen den Verfasser würde ja auch schon strafrechtlich ermittelt. Bei diesem ganzen Theater habe er das Vertrauen gegenüber Gerichten und Verbänden verloren.
11:11
Er beklagt sich über die Negativberichterstattung in Deutschland.
11:12
Die Strafanzeige, die in Bonn gegen ihn laufe, möchte er nicht kommentieren. Er habe sich aber nichts vorzuwerfen. Er habe nie jemanden betrogen oder beschuldigt. Darauf sei er stolz.
11:14
Zur DNA-Probe: Für ihn sei es nicht witzig gewesen, dass alle von ihm diese Probe gefordert hätten. Noch einmal wirft er der Presse vor, diese Probenabgabe gefordert zu haben.
11:17
Viele Leute hätten sich auf seinen Kosten profiliert, sich bekannt gemacht. Verbandspräsidenten hätten sich über seine Lizenz geäußert, obwohl er bei ihnen nie eine beantragt habe. Teamvertreter hätten sich geäußert, ohne dass er jemals mit ihnen verhandelt habe.
11:18
Ans Herz gewachsen sei ihm ein zerstreuter Professor aus Heidelberg. Er habe sich selbst disqualifiziert, die Rede ist natürlich von Prof. Werner Franke.
11:19
Rudolf Scharping wird angesprochen. Ullrich wirft ihm vor, seine Popularität ausgenutzt zu haben. Nun sei er abgerutscht vom Verteidigungsminister zum Radsportpräsident. Es sei schlecht für den deutschen Radsport, wenn man einen solchen Präsident habe. Solche Leute lieben den Sport nicht, bestimmen aber die Richtung. Es seien Selbstdarsteller.
11:20
Er sei nicht verbittert. Er würde das alles kennen und würde aus solchen Situationen immer gestärkt herausgehen.
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